Äthiopische Kirche feiert den Kauf ihrer Kirche
Die Äthiopische Kirche feiert den Kauf ihrer Kirche
 
 von Helmuth Philipp

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche ist eine der ältesten christlichen Kirche; sie wurde Anfangs des 4. nachchristlichen Jahrhundert gegründet und war praktisch sofort auf Befehl des in Axum ansässigen Kaisers die Staatsreligion Äthiopiens. Heute im 21. Jahrhundert können wir uns nur wundern, wie groß die Übereinstimmungen dieser Kirche, die mehr als 1 200 Jahre weitgehend abgetrennt von den übrigen christlichen Kirchen leben und weiterexistieren mußte, mit den Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens geblieben sind.
 
Als die äthiopisch-orthodoxe Kirche durch ihren 1. Bischof Frumentius gegründet wurde, gab es nur eine christliche Kirche, die im Grunde von einem Kollegium der Patriarchen geleitet wurde. Damals war der Pabst nur einer der Patriarchen, einer unter Gleichen. Diese eine Kirche des Mittelmeerraumes hatte gerade einen Quantensprung in ihrer Entwicklung gemacht, aus der verfolgten Kirche der Märtyrer war sie die Reichskirche, die Staatskirche, geworden. Dieses zunächst einmal mehr allgemeinpolitische Ereignis wurde aber für jeden Christen sichtbar in der Veränderung der Versammlungsstätte der Christen. Wie aus der Apostelgeschichte bekannt, versammelten sich die ersten Christen in den Häuser ihrer Mitglieder und feierten am Tisch das Abendmahl. In den Katakomben Roms können heute noch die versteckten Versammlungsräume gesehen werde, wo die Christen in den Perioden der Verfolgung Schutz fanden. Mit dem Aufstieg zur Reichskirche wurde endgültig der Abendmahltisch zum steinernen Altar, der dem Gottesdienstraum die feste Struktur verlieh. Jetzt wurde im Grunde alles statisch, für die Ewigkeit errichtet. Also wurden endgültig die Gottesdiensträume zur Kirche, die keine weitere andersartige Nutzung duldete. Mit dem 4. Jahrhundert entstand die feste Tradition, dass der Gottesdienstraum als Kirche der Gemeinde zur auschließlichen geistlichen Nutzung zur Verfügung stand und da nach dem allgemein gültigen römischen Recht das Eigentum am sichersten dieses ausschließliche Nutzungsrecht, welches ja in Erinnerung an den Tempel die Heiligkeit der Anwesenheit Gottes ausdrücken sollte, schützen konnte, entwickelte sich die Tradition, dass die Kirche auch Eigentümerin des von ihr genutzten Gottesdiensthauses ist.
 
Für die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche war offensichtlich von Beginn an klar, dass die Gottesdiensthäuser heilig sind und entsprechend geschützt werden müssen. Es mag sein, dass die ersten Kirchen vom Kaiser gestiftet worden sind, in der Fläche mßten die einzelnen Dörfer, die christlichen Gemeinden selbst ihre Kirchen bauen, die dann auch im Eigentum der Kirche bzw. der Gemeinde stehen. Hier zeigt sich ein besonderes Merkmal der äthiopischen Kirche, während im Mittelmeerraum und später auch in ganz Europa die Kirche mitten in der Wohnsiedlung, also mitten im Dorf gebaut wurde, war es für die Äthiopier wohl gottgefälliger die Kirche auf einem Berg zu bauen, dort war sie ihm näher als im Tal des Dorfes, so dass typischerweise in Äthiopien die Kirchen neben dem Dorf auf dem nächstgelegenen Berg gebaut wurden. Die Kirche mit dem Umfeld, welches normalerweise eingefriedet ist, ist heiliger Bezirk und im Grunde unverkäuflich. Das Eigentumsrecht diente auch hier dem Schutz der Nutzung, nicht um am Immobilienmarkt mitwirken zu können. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche geht also in ihrer Tradition davon aus, dass die jeweilige Kirche im Eigentum der Gesamtkirche beziehungsweise der jeweiligen Ortskirche steht.
 
Die einsam gelegenden althergebrachten Rundkirchen auf einem Berg prägen das Bild Äthiopiens und auch das Bewußtsein der äthiopischen Christen über die Kirche. Die äthiopischen Christen gehen in aller Frühe sonntags zum Gottesdienst und auf dem Weg zum Gottesdienst verlieren sie alles, was sie an der Konzentration auf den Gottesdienst hindern könnte. In der Gemeinde sind sie alleine und rein vor Gott. Nach so viele Mühen um den sonntäglichen Gottesdienst ist es nach dem Gottesdienst geboten, dass die Gemeinde sich zum gemeinsamen Mahl auf dem Kirchengelände versammelt.
 
Über Jahrhunderte konnte so die äthiopische Kirche in großer Regelmäßigkeit und Treue zu ihrer Überlieferung ihren Dienst verrichten, auch wenn es immer wieder größere oder kleinere Krisen gab. Eine riesige Krise war der Einfall des muslimischen Stadtstaates Harrar in das Kaiserreich, welches fast zu dessen Zerstörung geführt hätte. Heute, fast 400 Jahre später, sind die Folgen dieses Kriegszuges noch deutlich in der ethnischen Zusammensetzung Äthiopiens deutlich zu sehen. Der äthiopische Staat war damals nach dem Krieg nicht mehr stark genug, um die während der Wirren eingewanderten Oromovölker aus Zentralafrika zurückzudrängen, so dass heute festzustellen ist, dass diese Oromovölker quantitativ den größten Anteil am Bevölkerungsmix Äthiopien darstellen.
 
Aber nachdem der Angriff der Stadt Harrar, die heute als Weltkulturerbe Teil Äthiopiens ist, abgeschlagen worden war wie auch der Angriff Westeuropas auf Abschaffung der traditionellen orthodoxen Kirche, lebte die äthiopische Kirche weiter in der relativen Abgeschiedenheit. Wie bekannt wurden die Eroberungsabsichten Italiens erfolgreich durchkreuzt, auch wenn das Eriträaproblem als Folge dieser Eroberungspolitik Westeuropas geblieben ist.
 
Große Wirren gab es nach dem Sturz und der Ermordung Kaiser Heile Selassies, als versucht wurde aus dem christlichen Äthiopien ein kommunistisches Land zu machen. Da die neuen Machthaber von Beginn an deutlich gemacht haben, dass ihnen ein Menschenleben nichts wert ist, sahen sich viele Äthiopier gezwungen, ihr Land zu verlassen, um ihr Leben zu retten. Die meisten von ihnen kamen als mittellose Flüchtlinge nach Westeuropa wie auch Nordamerika. Das westeuropäische Wohlfahrtssystem hat vielen der Flüchtlinge die Chance gegeben zu überleben und sie wissen auch, ihre Dankbarkeit gegenüber den jeweiligen Gastländern auszudrücken.
 
Jetzt rückblickend kann nur festgestellt werden, dass das isolierte Äthiopien auch in seiner Rückständigkeit genügend grundlegende Übereinstimmungen mit Westeuropa aufweist, so dass die äthiopischen Flüchtlinge in kurzer Zeit sich integrieren konnten.
 
Die äthiopischen Flüchtlinge mußen damit fertig werden, dass sie getrennt von ihrem sozialem Umfeld leben müssen, in Äthiopien waren sie immer Teil einer Gemeinde, was sich deutlich sichtbar in der Stärke des familiären Zusammenhaltes äußert.. In Deutschland wie auch im übrigen Westeuropa waren die Flüchtlinge isoliert und ganz auf sich als Einzelperson zurückgeworfen.
 
Die ersten Versuche, Gottesdienste in Deutschland gemäß dem überlieferten Ritus der äthiopisch-orthodoxen Kirche abzuhalten, fanden eine zögerliche Resonanz bei den traumatisierten Äthiopier, die aber dennoch die Gelegenheit nutzten. Nachdem die ersten nicht allzu zahlreich besuchten Gottesdienste in Heidelberg gefeiert worden waren und sich diese Neuigkeit innerhalb der Gemeinschaft der Äthiopier herumgesprochen hatte, waren die späteren doch gut besucht und gaben den äthiopischen Christen auch als Flüchtlinge in der Fremde das Gefühl irgendwie zu Hause zu sein. Die Gottesdienste waren der Kern der Sammlungsbewegung der Äthiopier in Deutschland, die heute ein stabiles und tragfähiges Netzwerk untereinander aufgebaut haben.
 
Im Grunde ist es kein Wunder, dass im organisationsbewußten Deutschland ein deutscher Theologieprofessor den Vorschlag machte, dass die Äthiopier in Deutschland für sich eine eigene Kirchengemeinde gründen sollten. Das war für die einzelnen Flüchtlinge ein wahrhaft revolutionärer Vorschlag. Sicher, sie würden schon wünschen, wieder in einer Gemeinschaft von Äthiopier leben zu können, aber es gab Tausende von Bedenken. In eine Kirchengemeinde wird man hineingeboren, es ist die Dorfgemeinschaft, in welcher man aufwächst; eine solche Gemeinde selbst aufbauen, das kann man doch nicht. Darüber hinaus leben die Äthiopier verstreut und sind nirgendwo eine Gruppe, die groß genug ist, um eine Kirchengemeinde zu werden; und die Flüchtlinge haben ganz einfach kein Geld. Nein, es schien einfach unmöglich zu sein, eine Gemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland zu gründen.
Die Diskussion, ob eine eigene Kirchengemeinde gegründet werden soll, starb trotz der eigentlich zwingenden Argumente nicht, im Gegenteil es wurde konkret überlegt, ob es nach dem kanonischem Recht der Kirche überhaupt möglich ist. Da stellte sich heraus, dass die Grundannahme, dass die Kirche, also das Gottesdienstgebäude, der jeweiligen Gemeinde gehören muss, keinesfalls durch das kanonische Recht geboten ist. Die Eigentumsfrage ist somit nicht entscheident. Die zwangsläufige Folge dieser Entscheidung ist nun die Fragestellung, ob es eine Organisation, zweckmäßigerweise eine Kirche gibt, die einer zu gründenden Gemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche einen Raum für Gottesdienste und Gemeindeversammlungen zur Verfügung stellen kann und es auch tut.
 
Als dann den Äthiopiern ein Gottesdienstraum in Aussicht gestellt wurde und auch die Aussicht auf eine finanzielle Unterstützung, da wurde es für diese ernst, ob sie das Wagnis eingehen wollen. Obwohl die evangelische Kirche eigentlich weit von der Orthodoxie entfernt ist, wurde in dem Kontakt und beim gegenseitigen Kennenlernen deutlich, dass die so isolierte äthiopische Kirche in den grundlegenden christlichen Ansichten mit den christlichen Kirchen des Abendlandes übereinstimmt, wenn man die Frage nach dem Zugang zum Priesteramt nicht als essentiell ansieht. Fest steht, dass ohne Zweifel die äthiopisch-orthodoxe Kirche in den Kreis der in ökumenischer Weise verbundenen Kirchen gehört. Bisher war dies mehr theoretisch auf der Ebene der Kirchenleitungen entschieden, denn die Äthiopien-Orthodoxe Kirche war Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat) in Genf, jetzt galt die Entscheidung unmittelbar von Kirchengemeinde zu Kirchengemeinde; es wurde eine Entscheidung, die jedes Gemeindemitglied betreffen kann.
 
Wir wollen jetzt nicht alle Schritte bis zur endgültigen Gründung der Gemeinde durchgehen, wobei viele der Probleme sich durch den Zeitablauf erledigt haben, also heute sowieso kaum noch der Aufmerksamkeit wert sind. Ein Hauptproblem ist bis heute der Gemeinde der Äthiopien-Orthodoxen Kirche erhalten geblieben, wie soll die Gemeinde finanziert werden. Es war allen Beteiligten klar, dass das Finanzierungsmodell der Mutterkirche in Äthiopien nicht nach Deutschland exportiert werden kann. Gleichzeitig hat die Mutterkirche deutlich gesagt , dass sie kein Geld für eine Auslandsgemeinde hat; im Grunde hoffte damals die Mutterkirche, dass hiermit entschieden war, dass keine selbständige Gemeinde gegründet wird, denn eine unabhängige Auslandskirche der Flüchtlinge war damals nicht die Wunschvorstellung der Verantwortlichen der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Addis Abeba.
 
Es blieb aber die Herausforderung, für die mittellosen äthiopischen Flüchtlinge eine adäquate pastorale Betreuung zu schaffen und eigentlich war jedem klar, dies konnte nur durch die Gründung einer deutschen Gemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche ermöglicht werden. Die Verantwortlichen haben damals in ihrem Gottvertrauen eine sehr pragmatische Entscheidung gefällt. Sie haben darauf vertraut, dass die reicheren Schwesterkirchen die arme Flüchtlingskirche unterstützen werden und gehofft, dass irgendwann die äthiopischen Christen ihre eigene Kirche in Deutschland selbst unterhalten könnten. Man kann auch sagen, dass bei diesem Finanzierungsmodell sehr viel Gottvertrauen notwendig war und heute können wir feststellen, dass dies gerechtfertigt war. Die Integration der mittellosen Flüchtlinge aus Äthiopien ist in Deutschland viel besser gelungen, als dies zu erhoffen war, so dass nach noch nicht einmal 30 Jahren die in Deutschland seßhaft gewordenen Äthiopier ihre eigene Kirche selbst unterhalten können. Es darf auch gesagt werden, dass die EKD und der bundesrepublikanische Staat die gemachten Versprechungen zur Mitfinanzierung der Kirche nicht eingehalten haben, so dass die Gemeinde wirklich viel früher als je veranschlagt die Verantwortung für die Finanzierung alleine überrnehmen mußte.
 
Die äthiopischen Flüchtlinge waren also nach langen intensiven Beratungen 1982 bereit, eine Auslandsgemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland zu gründen. Diese wagemutigen Christen waren froh, dass ihnen die Luther-Kapelle der Evangelischen Kirchengemeinde in Köln-Longerich zur Verfügung gestellt worden ist. Da die Gemeinde nicht nur buchstäblich sondern ganz real keinen Pfennig gesaß, konnte gar nicht daran gedacht werden, ein kleines Entgelt für die Überlassung zu leisten und darüber hinaus konnte eigentlich auch nicht davon geträumt werden, dieses Gotteshaus einmal zu kaufen .
 
Die Gemeinde hat sich stabilisiert und ist gewachsen und von Köln ausgehend konnten weitere Gemeinden auf deutschem Boden gegründet werden. Die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche ist mit ihren verschiedenen Gemeinden zu einer großen Sammlung der verstreuten Äthiopier geworden.
 
Der junge Priester Dr. Merawi Tebege, gerade in Heidelberg promoviert, hatte die ersten Gottesdienste nach dem Ritus der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland gefeiert und war bekannt geworden, weil diese Gottesdienste über die Deutsche Welle nach Äthiopien übertragen worden sind, zu einer Zeit, dies in Äthiopien verboten war. Diese Gottesdienste waren die Keimzelle der Gemeinde. 1982 übernahm Herr Dr. Merawi Tebege wie selbstverständlich die geistliche Leitung der neugegründeten Gemeinde mit der ausdrücklichen Bestätigung des Patriarchen.. Damals hätte er eher mit einem Konkurs als mit einem Wachsen der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo Kirche in Deutschland rechnen müssen. Von Beginn an hatte er aber den Traum, dass seine Kirche einmal fest und sicher steht, dass sie nicht auf das Wohlwollen der großen Schwesterkirche angewiesen ist. Er wußte, dass dieser Traum nur in Erfüllung gehen kann, wenn die eigene Kirche Eigentümerin des Kirchengebäudes ist, und für einen solchen Traum war einfach kein Geld da.
 
Da hierfür kein Geld da war, hat die Kirche eisern gespart und jeden ersparten Cent in den Kirchenbaufonds eingezahlt. In den ersten Jahren war das Wachstum des Fonds enttäuschend gering, aber es wurde weiter eisern gespart.
 
Als dann nach 26 Jahren ein rundes Sümmchen zusammen war, wurde vorsichtig angefragt, wie die evangelische Kirchengemeinde zu einem Verkauf stehe und zu welchem Preis. Da der geforderte Preis zum vorhandenen Kapital in einem vernünftigem Verhältnis stand, konnte nach Verhandlungen über den Vertrag zum Kauf Einigkeit erzielt werden. Diese Einigkeit ist für die äthiopische Gemeinde so vorteilhaft, dass sie keinen Kredit zur Finanzierung des Gottesdiensthauses, der St. Mikaels-Kirche , aufnehmen mußte. Im Zweifel werden die Instandhaltungsarbeiten weitgehend die Ressourcen der Gemeinde aufbrauchen, so dass für Finanzierungskredite kein Raum sein würde.
 
Die Freude war riesig, als endlich feststand, dass die Kölner Gemeinde der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche Eigentümerin der St. Mikaels-Kirche wird. Diese Freude wurde von der ganzen Gemeinde getragen, die in bemerkenswerter Tatkraft die Kirche und den Gemeindesaal renoviert hat und Schäden ausgebessert hat. Das Fest aus Anlas des Kaufs der St. Mikaels-Kirche war so ein Fest der gesamten Gemeinde, die durch zahlreiche Hände zum Gelingen beigetragen hat.
 
 Als die ätiopischen Flüchtlinge nach Deutschland kamen, gingen sie wohl überwiegend davon aus, dass sie bei einer Änderung der Verhältnisse in ihrem Heimatland dorthin zurückkehren werden. Es hat sich herausgestellt, dass der überwiegende Teil der Flüchtlinge in Deutschland geblieben ist und wohl auch bleiben wird. Nicht nur ihrer Hautfarbe wegen werden die Äthiopier Äthiopier bleiben, auch wenn sie die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben sollten. In der St. Mikaels-Kirche, die ihnen selbst gehört, ein Stück Äthiopien in Deutschland, können sie den Zauber ihres Landes, der in ihnen lebt, spüren und ganz zu Hause sein. Das Eigentum an dieser Kirche kann ihnen keiner mehr abnehmen. Der Kauf der St. Mikaels-Kirche ist ein Beweis für die Sparsamkeit der äthiopischen Mitbürger und dass Beharrlichkeit vor Gott zum Erfolg führt.
 
Der Weg zum Fest war leider mit sehr großen Stolpersteinen geflastert. Ein Wasserrohrbruch beschädigte die gesamten Sanitäranlagen und setzte große Teile des Gesamtgebäudes unter Wasser. Oberdrein stürzte während der Sanierungsarbeiten die Decke der Küche ein, glücklicherweise ohne eine Person zu schädigen. Alle Schäden konnten fachgerecht beseitigt werden, die Finanzierung erfolgte zum Teil durch die Versicherung, über eine Kulanzleistung und über Spenden. Die sehr weitgehende Renovierung des gesamten Gebäudes erfolgte dann durch äußerst engagierte Eigenleistungen, die ebenfalls eine grundlegende Sanierung des Gartens umfasste. Hervorzuheben ist ferner, dass der von der holländischen protestantischen Auslandskirche in Köln geschenkte Engel nunmehr als Erzengel St. Mikael einen herausragenden Platz erhielt.
 
Bei der feierlichen Inbesitznahme der St. Mikaels-Kirche verwiesen die Gäste auf die guten Beziehungen, die die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche zu den benachbarten Kirchen angeknüpft hat. Der Vorsitzende der ACK in Köln verwies lächelnd darauf, dass wohl einmalig auf der Welt eine äthiopische Kirche über den Eingang den Namenszug Luther-Kapelle trägt. Die Vertreterin der Rheinischen Kirche würdigte das ökumenische Engagement und wies darauf hin, dass es sich um ein wechselseitiges Befruchten handelt, auch wenn die Evangelische Kirche in finanzielle Hinsicht mehr die Gebende ist. Es wurde darauf hingewiesen, dass das Wachsen der äthiopischen Gemeinde ein Gewinn für die Gläubigen aller Kirchen darstellt. Besonders beachtet wurde das Grußwort des Superintendenten des Kirchenkreis Köln-Nord, denn es war vor fast 30 Jahren, daß der damalige Superintendent Prärses a.D. Kock mit seinem Angebot, die Luther-Kapelle zur Nutzung zu überlassen, den Weg zur Gründung der Kirche in Köln geebnet hatte. Der Superintendent führte aus, dass sein Kirchenkreis froh ist über das Engagement bei der Gründung und dass die heutige Feier ja zur Genüge beweise, dass der Weg richtig gewesen war. Gerne übernehme der Kirchenkreis weiterhin die Patenschaft und werde die nunmehr erkennbar flügge gewordene Kirche auch in Zukunft nach Kräften unterstützen.
 
Dem Pfarrer und geistlichen Leiter der äthiopischen Gemeinde in Köln, Herrn Dr. Merawi Tebege, war es gelungen, Dr. Asfa-Wossen Asserate, den Großneffen von Kaiser Heile Selassie, als Festredner zu gewinnen und zwar über das Thema: „Die äthiopische Kirche – die äthiopische Kultur“ Dr. Asserate wies an vielen Beispielen auf, dass die Kirche bestimmend die Sitten seines Landes geprägt hat, wie aber auch die Kirche geprägt worden ist durch die afrikanische Umwelt. Man könne davon ausgehen, dass mit dieser Kirche fest in äthiopischer Hand auch die äthiopische Kultur fest in Köln verankert sei und dass für die hier lebenden Äthiopier ein Stück Heimat entstanden sei, oder wie es anders formuliert wurde, dass ein Stück Äthiopien nach Köln gekommen ist. Zum Schluss wies Dr. Asserate noch auf den fast vergessenen Umstand hin, dass in Äthiopien nach der kriegerischen Auseinandersetzung der Stadt Harrar mit dem Kaiserreich für über 300 Jahre eine friedliche Koexistens zwischen Muslimen und Christen praktiziert wurde. Äthiopien könne so ein Beispiel geben, wie Konflikte über einen langen Zeitraum nicht zu Gewalttätigkeiten führen müssen.
 
Das Fest endete, bevor es am nächsten Sonntag mit einem Festgottesdienst fortgesetzt wurde, mit dem gemeinsamen Mal, nur wegen der Vielzahl der Personen konnten sie sich nicht alle an einem Tisch setzen. Mit dem Festgottesdienst zog aber wieder der Alltag in die St. Mikaels-Kirche ein. Es ist vielleicht selbstverständlich, dass das geistige Leben in Deutschland auch durch unsere ausländischen Gäste bereichert wird.

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